23.11.2023

Prof. Dr. Jürgen Wagner spricht im Podcast „Handelsblatt Today Spezial" über Abnehmspritze

In einer Sonderfolge des Podcasts „Handelsblatt Today“ ist Professor Dr. Jürgen Wagner einer der Gesprächspartner. Das Thema der Podcast-Folge lautet: "Abnehmen mit Ozempic: Eine Spritze, die die Welt verändert." Professor Wagner, Chefarzt für Innere Medizin in der MEDICLIN Staufenburg Klinik, erklärt ab Minute 17 des Podcasts, wie Ozempic wirkt, für wen es geeignet ist und welche Nebenwirkungen es hat.

Link zum Podcast

Das gesamte Interview gibt es auf allen relevanten Podcast-Plattformen und auf der Handelsblatt-Website: https://www.handelsblatt.com/audio/today/handelsblatt-today-spezial-abnehmen-mit-ozempic-eine-spritze-die-die-welt-veraendert/29507326.html

Reines Diabetesmedikament oder Revolution für Übergewichtige?

Die Hoffnungen, die mit dem Mittel verbunden sind, sind groß. Mit Ozempic lässt sich nicht nur Diabetes behandeln, sondern auch Adipositas bekämpfen. „Mit dieser Medikamentenklasse kann man tatsächlich zum ersten Mal wirklich in die Appetitregulation und das Sättigungsgefühl effektiv eingreifen“, sagt Wagner.

Wie wirkt das Medikament?

„Ozempic greift in den Hormonstoffwechsel, die Zuckerregulation im Körper, ein. Es mimt die Wirkung eines Eiweißes nach, das natürlicherweise im Darm produziert wird. Wenn man etwas isst, wird dieses ausgeschüttet und Insulin wird produziert, Gluc​agon, Hormone und auch Mechanismen wie die Magenentleerung verändern sich. Durch Ozempic wird der Appetit gehemmt, Magenentleerung wird reduziert, dadurch isst der Patient weniger. Das Gewicht wird relativ schnell reduziert, aber es entwickelt sich nach etwa drei bis sechs Monaten ein Plateau, man kann damit also nicht unendlich abnehmen, in Studien sind es ca. 15 Prozent des Körpergewichts“, erklärt Wagner. „Wer also zum Beispiel 140 Kilogramm wiegt, wird es durch Ozempic nicht schaffen, auf 80 Kilogramm zu kommen. Und wenn man das Medikament absetzt, dann geht das Gewicht auch langsam wieder nach oben, denn die Gewohnheiten bleiben ja meist gleich. Den Jojo-Effekt gibt es also auch hier.“

Für wen ist es geeignet?

„Zwei Drittel der Erwachsenen in Deutschland sind übergewichtig, 25 % sind adipös. Ab einem BMI von 30 oder ab einem BMI von 27, wenn Zusatzerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck vorhanden sind, ist die Indikation für die Abnehmspritze gegeben“, sagt Wagner und ergänzt: „Voraussetzung ist, dass man Typ 2-Diabetiker*in ist und mit den gewohnten Medikamenten nicht die gewünschte Wirkung erzielt werden kann. Übergewichtige Menschen mit Diabetes können das Medikament auch zur reinen Gewichtsabnahme bekommen, da dies ein wichtiger Mechanismus ist, um den Diabetes zu verbessern. Bei reinem Übergewicht ist Ozempic nicht zugelassen. Ein ähnliches Medikament ist Wegovy, dieses kann verschrieben werden bei Adipositas oder starkem Übergewicht mit Begleiterkrankungen.“

„Wird Ozempic aus rein kosmetischen Gründen eingesetzt, ist die Wirkung sehr wahrscheinlich geringer. Denn: Je übergewichtiger man ist, desto besser wirkt es. Je krankhafter die Zuckerregulation im Körper, desto besser kann das Mittel das normalisieren“, erklärt Wagner.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

„Dadurch, dass die Magenentleerung durch Ozempic verlangsamt wird, entsteht so etwas wie eine Verstopfung. Wenn man also weiter zu große Mengen isst, dann lagert sich das im Magen ab und gärt, das führt zu Magenreizungen, Übelkeit, Völlegefühl. Isst man weniger, was ja auch das Ziel des Medikaments ist, dann sind die Nebenwirkungen geringer ausgeprägt“, sagt Wagner.